nachdem ja bereits Zweifel aufkamen, ob ich noch vor Ort bin, will ich Euch diesen heißersehnten zweiten Erlebnisbericht nicht länger vorenthalten. Die Zeit vergeht wie im Fluge und schwupps sind auch schon 10 Wochen seit meiner Ankunft herum.
Zunächst wie immer etwas aus der Abteilung "Sprachliche Kommunikation in Australien" oder kurz gesagt australisches Englisch, Teil 2. Nachdem wir nun reichlich Zeit hatten, den englischen Begriff für Hinterland zu üben und ich mir sicher bin, daß das jetzt sitzt, wenden wir uns einer etwas schwierigeren Aufgabenstellung zu: der Übersetzung vom australischen Idiom ins Deutsche. Hierzu suchen wir heute das deutsche Wort, das dem Wort "abseiling" entspricht. Kleiner Hinweis, man findet es häufiger an steilen Berghängen, Klippen und Steilküsten auf Verbotsschildern, wo man höflich darum gebeten wird, eben jenes doch zu unterlassen.
Vielleicht hat sich der eine oder andere gewundert, warum ich ihn als "mate" angesprochen habe. Nun, der gemeine Australier bezeichnet so ziemlich alle Personen im näheren räumlichen oder persönlichen Umfeld als "mate", also je nachdem, wo man sich gerade befindet und mit wem man sich unterhält, als Freund, Kumpel, Kerl, Weib, Kamerad, Genosse, WG-Mitglied, Saufkumpane zu übersetzen. Es hat den großen Vorteil, daß man sich nie groß Gedanken darüber machen muß, wie man die Leute ansprechen soll. Mate paßt immer, so lange man sich auf informeller Ebene befindet.
Neben den schon beim letzten Mal erwähnten sprachlichen Unterschieden innerhalb Australiens, so bezeichnet der Sydneysider einen stink- normalen Rucksack als "backpack", ein Melbourner ihn als "backy" oder "baggy", ein Queenslander ihn schlicht als "sack" (von "rucksack" oder "knapsack"), gibt es hier natürlich auch jede Menge Einwanderer, die das sprachliche Kolorit weiter anreichern. Prinzipiell soll es sich dabei, so hat man mir berichtet, um Englisch handeln, auch wenn die sprachlichen Verwandtschaftsbeziehungen doch einige Male eher im Dunkeln verborgen bleiben. So haben wir an unserem Department einen Kollegen aus Indien, wo ja bekanntlich auf Grund der englischen Kolonialherrschaft an den Unis noch viel in Englisch unterrichtet wird, der außerdem seit 8 Jahren hier lebt, wo man kaum etwas versteht. Kleine Kostprobe gefällig? Ich wurde eines schönen Morgens mit "wottedong" und "husrkuukinggon?" begrüßt. Da wünscht man sich dann, daß man mit seinem Projekt schon weiter wäre und den Computer zum Lippenlesen nutzen könnte, was aber wohl ohne Training auch keine besseren Resultate bringen würde. Was gemeint war, ist "What are you doing?" und "How is your cooking going on?"
Hintergrund des Ganzen, er hatte mich am ersten Tag gefragt, wo denn meine Familie und ich jetzt wohnen würden. Auf meine Antwort, daß meine Familie in Deutschland ist und ich hier im Graduate House der ANU wohnen würde, erntete ich nur ungläubige Blicke. Das ginge doch nicht, wer würde denn da für mich kochen??? Na, ich selbst, sagte ich, was bei ihm ungeahnte Heiterkeitsausbrüche auslöste. Wie könne ein Mann kochen??? Dazu hat man doch schließlich Frauen! Da ein indischer Mann in der Regel bereits mit 16-18 Jahren an eine noch weitaus jüngere Frau verheiratet wird, braucht er sich wahrscheinlich nie Gedanken um derartig profane Dinge zu machen. Seitdem wurde ich 4 Wochen lang mit der selben obigen Frage gefoltert, was anfangs wiederholt große Heiterkeit bei ihm hervorrief. Da es jeden Morgen die selbe Frage war, konnte ich sie dann nach einiger Zeit auch ohne Probleme verstehen, oder sagen wir lieber antizipieren. Man freut sich ja, wenn man anderen Leuten eine heitere Minute im tristen Alltag bereiten kann, aber nach 4 Wochen schien sich der Effekt zu verlieren. Nachdem dann seiner Frau in einem Autounfall auch noch ziemlich übel mitgespielt wurde (Intensivstation), stand er plötzlich selbst vor der Situation, die dann jedoch indisch gelöst wurde, indem die Frau eines befreundeten Inders für eine Familie mehr kochte.
Genug davon, wenden wir uns etwas Erfreulicherem zu: dem australischen Geld. Befinden sich die Cent-Münzen noch in einer logischen Reihen- folge aufsteigender Größe mit zunehmendem Wert, so ist es bei den Dollar-Münzen genau umgekehrt. Die werden nämlich wieder kleiner! Die Vorderseiten der Ein-Dollar-Münzen werden jedes Jahr anders gestaltet, so daß ich da hervorragende Objekte für den versierten Sammler anbieten. Die Rückseite ziert im Moment noch die britische Queen. Da jedoch 1999 oder 2000 ein Referendum durchgeführt werden soll, wo die Australier entscheiden sollen, ob man weiterhin die britische Queen repräsentiert durch den in Canberra residierenden Generalgouverneur als Staatsoberhaupt anerkennen will oder ob man vielleicht doch lieber eine Republik werden soll, wird schon mal lustig diskutiert, was man dann als Motiv für die Münzen wählen sollte. Es wirkt ein bißchen komisch, darüber schon zu diskutieren, da noch nicht selbstverständlich ist, daß die Australier sich für eine Republik entscheiden werden, doch der vorsichtige Mensch baut eben vor und lotet alle Eventualitäten aus. Übrigens gibt es seit einigen Jahrzehnten keinerlei 1- und 2-Cents-Münzen mehr, was die Gilde der Kaufmänner aber nicht daran hindert, Preise auf ,99 auszupreisen. Da 90% der Menschen sowieso bargeldlos bezahlen, ist es kein Problem, ansonsten wird auf den nächsten 5-Cents-Betrag ab- oder aufgerundet! Der gewiefte Pfennigfuchser mag also seinen Einkauf immer so ausrichten, daß da 2 Cents abgerundet wird, was aber auf die Dauer recht mühsam wird, es sei denn man sieht es geistige Betätigung an.
Die Geldscheine sind hier praktischerweise nicht aus Papier, sondern einer Polymerverbindung. Das hat den großen Vorteil, daß sie nicht so leicht knittern und sich auch in Wasser nicht gleich auflösen. Daneben besitzen die Scheine eine eingearbeitete durchsichtige Folie, also eine Art Fenster, in dem sich noch ein Hologramm als Sicherheits- merkmal befindet. Dank dieses Merkmals ist die Geldfälscherei hier kein florierendes Geschäft. Daneben besitzen die schnell lieb- gewordenen Scheinchen, die häufig leider allzu schnell wieder verschwinden, knallige Farben, so daß selbst ein Sehgeschädigter, ich meine jetzt nicht gerade einen Farbblinden, die Scheine einfach auseinanderhalten kann.
Seit einigen Wochen bewohne ich nun das neue Graduate House. Was hat es mir gebracht? Nun, zunächst einmal lebe ich jetzt direkt auf dem Campus. Der eine oder andere mag denken, daß das sehr praktisch ist, er irrt. Die Wege zum Department, zum Supermarkt und zur Innenstadt mit den Pubs und Clubs sind länger geworden, vom McDo und dem benachbarten Spirituosenfachgeschäft ganz zu schweigen. Halt letzteres stimmt nicht ganz, da sich ein derartiges Fachgeschäft nur 100m von meiner Heimstatt entfernt auf dem Campus befindet. Wenn ich mir die Preise allerdings dort so anschaue, vermute ich einmal, daß die Uni ganz gut daran mitverdient. Pluspunkt der ganzen Umzugsaktion ist ein nagelneues Haus, das noch nicht 30 Jahre verwohnt wurde. Es ist ein original-australischer Bau, d.h. er hat jede Menge Kinderkrankheiten. So hat es neulich in 20 Zimmern des obersten Geschosses hineingeregnet. Der Bau hat sich auf einer Seite stärker gesetzt, als auf der anderen, was ein paar unscheinbare Risse hervor- rief, die nun frisches Trinkwasser direkt in die Zimmer lieferten. Sorry, kann ja mal passieren, wenn man unter Zeitdruck baut. Eine nicht vollständige Liste der weiteren Pannen: Kurzschlüsse in der Elektrik im Bad (Wasser und Strom waren schon immer befreundet), eine nicht funktionierende Temperatureinstellung des Duschwassers (brühend heiß oder lausig kalt), dafür einen Lüfter, der 30 Minuten statt 3 läuft, ein nicht zu öffnendes Fenster im Bad, eine Duschwanne, die ungefähr 3mm in den Boden versenkt ist, so daß man aufpassen muß, daß das Wasser sich nicht plötzlich seinen Weg in das leicht tiefergelegene Zimmer sucht, einen Schreibtisch ohne Schubladen, im Kleiderschrank fehlen die ebenfalls weitestgehend, dafür hat man 2m Kleiderstange, jede Menge offene Regale, die geradezu zum Staubwischen einladen, einen nagelneuen Kühlschrank, der allerdings die gleiche miese Energiesparstufe wie der alte hat usw. Wie überall das selbe Problem: Die Architekten wohnen gewöhnlich nicht in den Häusern, die sie entwerfen, schon gar nicht die Innenarchitekten.
Nun aber zum Positiven: helle Räume mit einem vernünftigeren Querschnitt, einen Gemeinschaftsraum von den Ausmaßen einer Sporthalle, schöne Gärten in den Innenhöfen, die zum Entspannen am Wochenende geradezu einladen, einen separaten Fernsehraum, indem man sogar ungestört beim Fernsehen sein Bier trinken kann und last but not least eine himmlische Ruhe, die man in einer Stadt nicht für möglich halten sollte. Ebenfalls sind es nur wenige Hundert Meter zum zentralen Lake Burley Griffin, so daß man da abends schnell man eine Runde laufen kann. Nach einigen Wochen sind inzwischen die meisten Kinderkrankheiten behoben worden, so daß man sich ganz wohlfühlen kann. Immerhin bringt uns das in einer Woche auch eine feierliche Eröffnung mit dem britischen Generalgouverneur für Australien und den Botschaftern der anwesenden Nationen ein. Nebenbei soll wohl auch für das leibliche Wohl gesorgt werden, mal gucken, was da so aufgefahren wird. Die Uni läßt sich bei soetwas in der Regel aber nicht lumpen. Nichtsdestotrotz schaue ich mich immer mal auf dem privaten Wohnungsmarkt um, was aber nicht so ganz einfach ist, da entweder am A... der Welt, von einer Qualität, die jeder Beschreibung spottet, nicht beheizbar, was im Winter nicht so witizig ist oder nicht bezahlbar.
Die Fernsehunterhaltung ist eine Mischung aus europäischer Seriösität und amerikanischem Seifenoperntrallala. Es gibt 5 große Sender, einer davon wird aus Steuergeldern finanziert und ist damit werbefrei. Allerdings laufen da so interessante Sachen wie beim Saarländischen Rundfunk. Neben den 4 ganzaustralischen Privatsendern gibt es dann noch eine handvoll lokaler Sender, die sich in die Programme der großen Sender einklinken a la Regionalprogramm der ARD oder bei RTL. Sowohl bei den Nachrichten als auch beim Wetter macht das durchaus Sinn, denn man vergißt schnell einmal, daß Australien von den Ausmaßen nicht viel kleiner ist als Kontinentaleuropa und der Autounfall in Sizilien oder der Gewittersturm auf Kreta interessieren uns ja auch herzlich wenig. Werbung gibt es ungefähr alle 10 Minuten, was einen absolut nerven kann. Dafür zeichnet sich die Werbung durch einen relativ hohen Unterhaltungswert aus, da sie fast immer lokal ist. Dementsprechend (un-)professionell ist sie auch. Ein Pluspunkt ist allerdings, daß ausländische Streifen nicht synchronisiert werden, sondern mit Untertiteln versehen werden. Ich wünschte mir das auch in D. Erstens, kommt viel mehr rüber und zweitens, würden die Leute schneller und einfacher Fremdsprachen lernen, aber das haben wir ja in D nicht nötig, so lange es auf Mallorca noch deutsches Bier, Haxn und Fritten gibt. Einer der besten Sender aus meiner Sicht ist SBS. Die haben die ausführlichsten Weltnews, inklusive Fußball aus Europa (!), die bizarrsten Filme mit höchstem Unterhaltungswert, die schrägsten Serien und dabei noch die wenigste Werbung! Ich frage mich immer, wie die sich finanzieren.
Beliebteste Sendung auf SBS ist die amerikanische Zeichentrickserie "South Park", die so herrlich anders, nicht Walt Disney ist. Nach wenigen Wochen verschob die Zensur allerdings den Sendeplatz von 18.30 Uhr auf 21.30 Uhr, da doch recht viel "coarse language" enthalten ist und die australische Jugend nicht diesem Schund ausgesetzt werden sollte. Überhaupt werden alle Filme und Serien durch die Prüfbehörde klassifiziert, so daß man dann vor dem Film gewarnt wird, daß der folgende Streifen z.B. sexuelle Szenen oder Gewalt enthält. Gemeint ist dann im allgemeinen eine Kußszene oder eine Boxeinlage. Es gibt die Klassen G - general viewing (völlig harmlos), PG - parental guiding (Eltern sollten ihren Kindern zum Beispiel erklären, daß Rauchen schädlich ist), M - mature (hier wird's interessanter) und MA - mature adult (hier könnte mal eine Andeutung von wilden Fortpflanzungstrieben sichtbar werden). Doch zurück zu "South Park". Das Ganze spielt in einer Kleinstadt, eben jenem South Park, in Colorado. Haupthelden sind 4 Kinder namens Stan, Kyle, Kartman und Kennie. Alter ca. 10 - 12 Jahre. Stan ist eigentlich ganz helle im Kopf, nur muß er sich immer übergeben, sobald seine Flamme Wendy ihn berührt; Kyle ist der gutbehütete Jude, der aber des öfteren fertiggemacht wird, wo gibt es das sonst im amerikanischen TV? Kartman heißt mit Vornamen Erik, ist fürchterlich fett und deshalb Gespött der anderen. Seine Mutter füttert ihn mit allerlei Leckereien, so daß sich an seinen Körpermaßen auch nichts zum besseren wendet. Lieblingsspeise ist "Beefcake", ein muskelbildendes Präparat, das bei ihm aber nur zur vollständigen Verfettung führte. Dafür entfahren ihm recht heftige Darmwinde, die dann zu Ausrufen wie:"Oh, my ass!" führen. Und dann wäre da noch Kennie, sommers wie winters eingemummelt wie ein Eskimo, daher auch nicht zu verstehen ("mrphppfemmreff"). Er kommt aus armen Verhältnissen und stirbt in jeder Folge, meist durch ein Versehen, das aber fatale Folgen hat. Berühmtester Spruch der Serie daher:"Oh, my god! They killed Kennie!" Ansonsten wird reichlich Gebrauch vom bösen F-Wort gemacht, was dann durch einen Piepton überblendet wird. Der schwarze Schulkoch singt in seiner Freizeit (herrliche Parodien amerikanischer Interpreten) und stellt hemmungslos jeder Frau nach, nochmal, wo kann man das im amerikanischen TV schon so sehen? Die Bürgermeisterin ist dumm, aber mediengeil. Der Lehrer ist schwul, steht aber nicht dazu usw. Wie gesagt, herrlich anders als sonstige Serien und ein Riesenerfolg in Oz. Ich nehme an, aus den genannten Gründen war die Serie in den Staaten nicht so ein großer Erfolg.
Nur eine Woche nach Deutschland gab es auch hier Bundeswahlen. Die Situation zuvor hatte ich ja beim letzten Mal beschrieben. Der Wahlkampf hatte stellenweise recht heitere Züge. Hauptthema war die von der Regierung geplante Einführung einer Mehrwertsteuer, die es bisher nicht gibt, und damit verbunden die Senkung und Abschaffung anderer Steuern, z.B. der Einkommenssteuer, was mir natürlich besonders viel bringen würde. Für die Australier war nur schwer vorstellbar, daß eine Mehrwertsteuer auf alles gelten sollte, egal ob Einkauf im Supermarkt, Bier im Pub, Benzin an der Tanke oder der Haarschnitt beim Friseur. So wurden immer wieder die wildesten Gerüchte in Umlauf gebracht, was denn ausgenommen werden sollte, was die Regierung jedesmal in Not brachte zu erklären, daß die Steuer auf alle Produkte und Dienstleistungen gleichermaßen erhoben werden solle. Höhepunkt ein Radiointerview mit dem amtierenden Premierminister bei einem Besuch in Perth als die Moderatorin alles in einen Topf warf. Die Labour Party hatte gerade verlauten lassen, daß es doch wohl unverschämt sei, neue Steuern einzuführen, wo die Bevölkerung doch schon jetzt geschröpft werden würde. Viele Leute würden bereits jetzt verelenden und drogenabhängig werden, z.B. sei der Preis für 1g Hasch in der alten Regierungszeit auf Grund der Nachfrage bereits von $20 auf $45 gestiegen. Frage der Moderatorin an den Premier: "Fällt auch Rauschgift unter die neue Steuer und wird noch teurer?" Nun ist Rauschgift hier genauso verboten wie in D und somit nicht steuerpflichtig. Der Premier hat gekocht vor Wut, da kurze Zeit später die Sendezeit vorbei war und das so im Raum stehen blieb.
Wer bisher dachte, daß das deutsche Wahlsystem kompliziert und umständlich sei, dem sei gesagt, daß es verglichen mit dem australischen System einem Spielen im Sand gleich kommt. Erstens, besteht hier absolute Wahlpflicht! Wer nicht wählen geht oder vorher per Briefwahl wählt, bekommt eine Strafe von $250 am Anfang, was dann progressiv bis zum Knast steigt bei wiederholtem Vergehen. Zweitens, vergibt man nicht eine oder mehrere Stimmen an den Kandidaten oder die Partei seiner Wahl, sondern eine Rangfolge unter allen Kandidaten des Wahlbezirks auf dem Wahlzettel. Tut man das nicht, ist der Wahlzettel ungültig und somit eine der beliebtesten Varianten, zur Wahl zu gehen, ohne abzustimmen. Beim Auszählen werden zunächst die Stimmen für jeden Kandidaten gezählt werden, die diesen auf Platz 1 sehen. Der Kandidat mit den wenigsten Stimmen fliegt raus. Seine Stimmzettel werden nun nach den Kandidaten sortiert, die auf ihnen auf Platz 2 gewählt wurden und den entsprechenden Kandidaten zugeordnet usw. bis nur noch ein Kandidat übrig ist. Erreicht ein Kandidat vorher 50% hat er natürlich gewonnen. Das Ganze führt dazu, daß alle Stimmen wieder und wieder gezählt werden müssen und zur Kontrolle das Ganze nocheinmal, so daß ca. 3 Wochen vergingen bis die letzten Parlamentssitze entschieden waren. Die neue Situation ist vergleichbar mit der in D vor 4 Jahren: Eine erstarkte Sozialdemokratie, die es aber noch nicht ganz bis zur Regierung gebracht hat. Die Koalition aus Konservativen und Demokraten bringt uns nun die Einführung der Mehrwertsteuer ein. Das Gesetz wird wohl noch bis zum nächsten Sommer durchgeprügelt, damit die Steuerreform pünktlich am 1.7.2000 starten kann. Gerade rechtzeitig, um die Millionen Besucher der Olympischen Spiele 2000 in Sydney noch am Vergnügen teilhaben zu lassen.
Wer übrigens gedacht hat, hier sei der große Sommer schon ausgebrochen, irrt sich. Dem nassesten Winter seit Landung der First Fleet im Januar 1788 folgte das nasseste Frühjahr. Dafür sieht alles schön saftig grün ist und das ist ja auch etwas. Die Temperaturen schwanken so zwischen 20 und 25 Grad Celsius, was die Sache sehr angenehm macht. Gewöhnlich ist es sonnig oder heiter, so daß man sein Mittagessen im Freien vertilgen kann. Andererseits sollte man auch dann mit der Sonne aufpassen, da die Strahlen hier ungehinderter (dank Ozonloch) hinunterkommen. Lichtschutzfaktor 30 macht sich da bewährt, der Teint bekommt trotzdem seine Farbe. 15 Minuten während des Essens sind ok, aber nicht umsonst ist Hautkrebs inzwischen der Todesfaktor Nummer 1 in Australien. Daher immer die zwei Grundregeln beachten: "From 11 to 3 hop under a tree!" und "Slip, slap, slop!", d.h. slip over a shirt, slap on some sun cream, slop over a hat.
Wie nicht anders zu vermuten, fängt im Frühjahr die liebe Vogelwelt an zu, äh, brüten. Höchst interessante Verhaltensweisen legen dabei die Elstern an den Tag: Sowie man sich ihren Nestern bzw. dem Baum mit dem Nest zu sehr nähert, wird man gnadenlos angegriffen und das auf geradezu heimtückische Art und Weise von hinten. Ich spazierte da eines schönen Tages nichtsahnend auf dem Fußweg, als ich etwas von hinten kommend zischen hörte. Im nächsten Augenblick streifte etwas mein Haar und meine Brille und dann sah ich das Viech auch schon. Wer je Alfred Hitchcocks "Vögel" gesehen hat, fühlt sein letztes Stündchen hat geschlagen. Am Anfang dachte ich noch harmlos, daß die Elster sich vielleicht "versteuert" hatte. Als ich meinen Weg jedoch vergleichsweise unbekümmert fortsetzen wollte, wurde ich noch zweimal angegriffen, bis ich wohl die Reviergrenze wieder passiert hatte. Wie ich später erfuhr, ist das ein typisches Verhalten der Elstern hier. Beliebtes sind Ziel auch Radfahrer. Eines Morgens kam hier im Department ein Mitarbeiter an, dem eine Elster während der Fahrt fliegend ins Ohr gepickt hatte, was beim spitzen Schnabel recht blutige Folgen hatte. Man sollte das also nicht ganz auf die leichte Schulter nehmen.
Natürlich gibt es auch Gegenmittel. Tenniscracks führen ihr Racket in einer dem Schmetterball entgegengesetzten Bewegung in genau dem Moment über dem Kopf nach hinten, wo sich der "Feind" nähert. Das ist den Elstern meist eine Lehre, sofern sie es überstehen. Nun hat man nicht ständig einen Tennisschläger zur Hand, doch einmal scharf nachgedacht, warum die Elstern von hinten angreifen und schon weiß man, daß die sich nicht trauen, ihrem Opfer in die Augen zu schauen. Dreht man sich also blitzartig vor dem nächsten Angriff um und schaut dem Vogel kalt ins Auge, dreht er ab (bis zum nächsten Mal). Schlauere Variante: man klebt sich ein paar Augen hinten auf ein Basecap oder den Fahrradhelm a la Klötzers "No Fear"-Basecap. Funktioniert 100%ig! Neben den Elstern gibt es noch eine seltenere Art von Bodenbrütern, die bei Annäherung an die Nester jedoch von vorne (!) angreifen. Die passive Verteidigung gestaltet sich hierbei schwieriger und will man der lieben Vogelwelt nicht ans Gefieder, empfiehlt es sich, schnellstens den Rückzug anzutreten.
Abschließend noch ein bißchen australischen Humor. Sehr beliebt sind die Limericks, wie z.B.
I saw a man who was fat
on the street with his cat
feeding her fish
as her favourite dish
that old man with the hat.
So long, c ya mates
Roland